Gute Stube: RUFUS COATES & JESS SMITH

Gute Stube: RUFUS COATES & JESS SMITH

Es ist, als schlafwandle wer durch eine alte, verlassene Villa, in tiefer Nacht, durch zerborstene Fenster fällt der lichte Schein des Mondes, auf dem Boden knirscht es wund unter barfüßigen Sohlen, von draußen weht das Kreischen zweier Katzen herbei, die miteinander ringen. Solche Bilder kommen einem in den Sinn beim Lauschen des düsteren, atmosphärischen, bluesigen Folk, den das irische Duo RUFUS COATES & JESS SMITH äußerst stilsicher und sophisticated kreiert. Ihre dunklen Songperlen schaffen beides: Sie erschüttern die Seele und zelebrieren doch so viel Schönheit, dass es einem gleichermaßen schwer und warm ums Herz wird. Ihr Kosmos lebt dabei besonders von den beiden kontrastierenden Stimmen – dem sonoren, erdenden Organ des knorzigen Kauzes RUFUS COATES und dem kraftvollen bis kratzigen Gesang von JESS SMITH. Inszeniert wird das oft in spannenden Zweistimmigkeiten, die sowohl das Melodiöse als auch Abseitige zelebrieren.

Aus Irland stammend, leben die Beiden seit Jahren in Berlin und sind nicht nur dort umtriebig in der Musikszene, sondern touren auch intensiv durch Europa. “The gravel-voiced Nick Cave-esque Coates, with a counterpoint of the sweet female vocals of Jess Smith, these are dour blues songs that have enough beauty to lighten the hearth of the home.” So schrieb über sie „The Irish Times“, die das Debütalbum des Duos „Rufus Coates & The Blackened Tree” 2016 zum “Album of the Week” erklärte. Damals wie heute setzen sie vor allem beim Aufnahmeprozess auf die Kollaboration mit jeder Menge anderen Musikerinnen und Musikern, so hat sich bei ihrem aktuellen Album “Not For The Gallery” die ebenfalls in Berlin lebende Exil-Irin Wallis Bird am Schlagzeug und Gesang eingebracht. Bei ihrem Auftritt in Darmstadts Guter Stube werden sie es im Gepäck haben, aber ihre Stücke live ganz intim in der reinen und puristischen Duo-Variante zum Besten geben.

Die „Gute Stube“ ist ein herzliches und trashiges Hinterhof-Kulturwohnzimmer im Darmstädter Hoffart-Theater. In den umgebauten Räumen einer ehemaligen Autowerkstatt sind einmal im Monat Künstler zu Gast, die dort inmitten einer gemütlichen Kulisse zwischen Ohrensessel, Sechziger-Jahre-Tapete und Stehlampe einen sehr intimen Auftrittsort genießen. Nischenkultur statt Großevent, kuschelig statt klotzig, lo-fi statt high-fi lautet die Losung an den charmanten Abenden mit beherzten Musikern, scharfzüngigen Jungautoren und amüsanten Klangwerkern. Das besondere und auf Einfachheit setzende Konzept jenseits des Mainstreams konnte schon jede Menge szenebekannte Musiker, internationale Acts oder Literaten anlocken und erfreut sich auch beim Publikum treuer Beliebtheit. Die Veranstaltungen beginnen stets um 20.15 Uhr direkt nach der Tagesschau, die zum Einstieg in den Abend auf einem Fernseher läuft.